Nachdem Watford in den letzten Jahren seine Platzierungen in der Premier League kontinuierlich steigern konnte, schien es so, als wäre man dem Abstiegskampf entwachsen und könne nach höhere, streben. Wie sich diese Saison allerdings herausstellt, ist kaum eine Mannschaft hinter den großen sechs Teams davor gefeit, mit in die Abstiegsregion zu rutschen.
Die Transfers von Watford im Sommer lasen sich gut. Man konnte mit Danny Welbeck und Craig Dawson gute Backups für kleines Geld holen, dazu mit Ismaila Sarr einen hochtalentierten Flügelspieler aus Frankreich verpflichten, der letzte Saison vor allem in der Europa League auf sich aufmerksam machen konnte, unter anderem gegen Betis Sevilla und Arsenal London.
Abgegeben wurde kein relevanter Spieler, Dodi Lukebakio spülte ordentlich Geld in die Kassen, ansonsten wurden hauptsächlich Talente verliehen. Man konnte Watford ansehen, dass sie sich in der Premier League konsolidieren wollten.
Mit Pearson steht bereits der dritte Trainer in dieser Saison an der Seitenlinie beim Londoner Vorstadtverein.
Die Verpflichtung kam durchaus überraschend, hat Pearson doch bisher keinerlei Bezugspunkte zu Watford. Dazu kommt, dass er bisher hauptsächlich in unterklassigen Ligen unterwegs war. Lediglich bei Leicester City stand er eine Saison in der Premier League an der Seitenlinie, nachdem er sie in diese geführt hatte.
Einen kleinen Bezugspunkt gibt es wenn man genau hinschaut dann doch: 2013 stand Pearson als Trainer von Leicester gegen Watford im Halbfinale des Playoffs der zweiten englischen Liga. Das Hinspiel gewann Leicester mit 1:0, im Rückspiel bekam Leicester in der 96. Spielminute beim Stand von 2:1 für Watford einen Elfmeter. Anthony Knockaert scheiterte an Manuel Almunia, im Gegenzug machte Watford das 3:1 und stieg schließlich auf.
Taktisch kann man noch nicht wirklich sagen, wie Watford unter dem neuen Trainer agieren wird. Im letzten Spiel wurde im 4-2-3-1 agiert, es wurde vor allem Wert auf eine stabile Defensive gelegt. Crystal Palace kam so in den 90 Minuten auf lediglich drei Schüsse, kein einziger ging auf das Tor. Allerdings schoss man auch selbst lediglich drei Mal auf das Gehäuse der Eagles.
Das 4-2-3-1 gilt auch als Lieblingssystem des neuen Trainers, daher kann angenommen werden, dass dieses System auch gegen Liverpool zum Einsatz kommen wird.
Die Geschichte von Deeney ist anders als die der meisten Fußballer. Mit 18 arbeitete er als Maurer und kickte sonntags in seinem Heimatverein, da er sich aufgrund einer Fußfessel, die er sich bei diversen Delikten „erarbeitet“ hatte, nicht weiter weg konnte. Aber auch wenn er wo anders hätte spielen dürfen, er wollte nicht. Er war in seinen jungen Jahren nicht gerade ehrgeizig. Das sieht man unter anderem daran, dass er bei Aston Villa durch das Probetraining fiel, weil er an Teile desselben nicht teilnahm.
Das änderte sich, als ihn 2006 Mick Halsall, Scout eines Viertligisten, zufällig spielen sah. Dieser brachte ihn dazu, zu dem Probetraining, das er eigentlich wiederum nicht wahrnehmen wollte, zu gehen. Über diesen Weg kam er schließlich 2010 in Watford an und entwickelte sich ob seiner direkten Art und seines sehr britischen Spielstils schnell zum Publikumsliebling.
Dass er allerdings auch weiterhin nicht davor gefeit war, abseits des Platzes über die Stränge zu schlagen, wurde 2012 deutlich, als er wegen Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt wurde und drei Monate im Gefängnis saß.
Sein Spielstil kann wie bereits beschrieben mit dem Wort „britisch“ am besten beschrieben werden. Er wirft sich in jeden Ball, ist durch seinen bulligen Körper sehr schwer vom Ball zu trennen. Dazu hat er eine sehr ordentliche Technik, was es den Verteidigern noch schwerer macht, ihn zu stoppen.
Defizite hat er vor allem in Sachen Schnelligkeit, aber auch - etwas überraschend bei seiner Spielweise - im Kopfballspiel. Lediglich 16 seiner insgesamt 123 Tore für Watford erzielte er mit dem Kopf, das letzte vor über einem Jahr.
Ein weiterer Schlüsselspieler ist Etienne Capoue. Der Franzose im defensiven Mittelfeld spielt die meisten Pässe und fängt die meisten Pässe der Gegner ab. Er hat also sowohl offensiv als auch defensiv eine Schlüsselrolle inne. Das sorgt dafür, dass man auf ihn ein besonderes Augenmerk legen sollte.
Ebenfalls sehr wichtig für die Mannschaft ist Ben Foster. Der Torwart, vor der letzten Saison von West Brom gekommen, konnte bisher nicht an die starke erste Saison anknüpfen. Vor allem fußballerisch weist er deutliche Lücken auf, allerdings ist auch sein sonstiges Spiel nicht mehr auf dem Niveau früherer Jahre.
Offensiv ist vor allem auf Gerard Deulofeu zu achten. Der Spanier, der wohl auf dem Flügel eingesetzt wird, war während Deeneys Ausfall Dreh- und Angelpunkt der Offensive. Er machte die meisten Dribblings, die meisten Key-Pässe, hatte die meisten Abschlüsse.
Abzuwarten ist, wie sich seine Rolle im neuen System ändert, zu Beginn der Saison wurde er noch häufig als zweite Spitze aufgeboten.
Die Form ist unterirdisch. Man steht nach 16 Spielen mit lediglich neun Punkten da. Somit hat man bereits sechs Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Dabei hapert es sowohl offensiv (erst neun Tore, fünf weniger als der zweitschwächste Angriff) als auch defensiv (30 Gegentore, nur zwei Teams haben mehr).
Watford ist angeschlagen. Sehr angeschlagen. Somit muss es Liverpools Ziel sein, von der ersten Minute Druck auszuüben. Hierfür ist vor allem die Wucht aus dem Mittelfeld wichtig, weshalb Alex Oxlade-Chamberlain der perfekte Spieler für dieses Spiel wäre. Die Reds wollen sich an der Tabellenspitze der Premier League festbeißen.
Gegen Deeney wäre Dejan Lovren auf jeden Fall Joe Gomez vorzuziehen, so er denn fit wird. Vor Fernschüssen braucht Alisson nicht wirklich Angst haben, noch kein einziges Tor von Watford in der aktuellen Premier League Saison wurde von außerhalb des Strafraums erzielt.